Nächtlicher Juckreiz bei Neurodermitis: Tipps für einen besseren Schlaf

 

Nächtlicher Juckreiz ist eines der schlimmsten Symptome von Neurodermitis bzw. atopischer Dermatitis bei Babys und Kindern. Nicht nur die Kinder selbst leiden darunter, sondern auch die Eltern. Schwierigkeiten beim Einschlafen oder mehrfaches nächtliches Erwachen gehen an schnell an die Substanz aller Beteiligten.

Mit diesen Tipps für einen besseren Schlaf kommen Kinder und Eltern zu ihrer nötigen Ruhe.

1 Nachts ist der Juckreiz meist am Schlimmsten

Probleme beim Ein- und Durchschlafen durch nächtlichen Juckreiz gehören zu den gravierendsten Symptomen von Neurodermitis.


Oft beginnen die Kratz-Anfälle direkt mit dem Hinlegen. Ursache ist meist eine bessere Wahrnehmung durch abfallenden Stress bzw. die ruhigere Umgebung. Häufig führt nächtlicher Juckreiz auch zum Erwachen und hindert am erneuten Einschlafen.

Bei Babys und Kindern leiden darunter nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch die Eltern, da diese zur Einschlafbegleitung und zum Trösten in akuten Schüben meist unersetzlich sind. 


2 Langfristige Folgen von zu wenig Schlaf

Ein wiederkehrend zu kurzer oder unterbrochener Schlaf wirkt sich in vielfältiger Weise negativ aus:

  • dringend benötigte körpereigene Regenerationsprozesse können nicht optimal ablaufen,
  • die Belastbarkeit und Konzentrationsfähigkeit leidet,
  • das Aggressionspotential wächst, familiäres Zusammenleben und Partnerschaft werden stark belastet,
  • Wachstum und Entwicklung des Kindes sind bei anhaltender Problematik gefährdet.


Um dieser Spirale zu entfliehen, greifen Eltern betroffener Kinder häufig, auch auf ärztliches Anraten hin, zu Allergiesäften oder -tropfen. Die enthaltenen antiallergischen Wirkstoffe sind jedoch nicht geeignet, um Neurodermitis-Juckreiz wirksam zu lindern. Die Resultate sind meist sehr ernüchternd. Es werden andere Strategien benötigt.


3 Wie bitteschön soll man das nächtliche Kratzen "ignorieren"?

Mitunter liest man auch, man solle das nächtliche Kratzen möglichst ignorieren. Aus meiner Sicht kann diese Empfehlung nur von Menschen stammen, die selbst keine eigenen Kinder großgezogen haben. Zumindest keine mit akutem atopischem Ekzem.

Kinder benötigen bei starken Neurodermitis-Schüben den Beistand ihrer Eltern und sollten, um ihr seelisches Wohlergehen nicht zu gefährden, auch nicht allein gelassen werden.

Fakt ist jedoch auch, dass übertriebene Aufmerksamkeit bzw. entsprechende Aufmerksamkeit auch über akute Phasen hinaus schnell zu unbewussten und ungünstigen Gewohnheiten und Verhaltensmustern führt. Diese sind nicht nur sehr zeitintensiv, sondern belasten auch das Eltern-Kind-Verhältnis. Es gilt also, ein gesundes Mittelmaß zu finden, bei dem das Kind benötigte Unterstützung zuverlässig erfährt und welches den Eltern die Möglichkeit gibt, in ausreichendem Maße ihre eigenen Energiereserven wieder aufzufüllen.
 

4 Tipps für besseres Ein- und Durchschlafen bei Neurodermitis

Um dies erfolgreich in der Praxis umzusetzen, orientiere dich bitte an folgenden Tipps:

  • Kratzbedürfnis durch äußere Maßnahmen reduzieren: Eincremen mit Basispflege vor dem Schlafengehen, geeignete Nachtwäsche (z. B. Neurodermitis-Overalls), kühles und ausreichend feuchtes Raumklima,
  • feste Rhythmen und Rituale für das Einschlafen - ein fester Rahmen gibt Kindern Sicherheit und Ruhe,
  • Kratz-Interventionen nur, wenn zwingend erforderlich (nicht direkt "beim ersten Zucken" reagieren, kürzere von allein endende Kratz-Phasen tolerieren, keine Nutzung Babyphone bei älteren Kindern),
  • bedarfsgerechte Versorgung immer auf niedrigstem möglichen Niveau (z. B. durch Nachcremen oder Windelwechsel, Licht bleibt möglichst aus, wenig und nur beruhigend sprechen, innerlich gelassen bleiben, Unterbrechung darf keinen Unterhaltungswert für das Kind haben),
  • wechselnde Nachtschichten verhelfen den Eltern zu längeren zusammenhängenden Schlafphasen (ein Elternteil übernimmt die erste Nachthälfte, der andere Elternteil die zweite Nachthälfte, ggf. sind dafür auch getrennte Räume erforderlich),
  • ältere Kinder zur Selbständigkeit anleiten (Kühlpad oder Creme steht griffbereit für das Kind)


5 Ungünstige Verhaltensmuster positiv verändern

Ständige nächtliche Unterbrechungen durch ein kratzendes Kind können Eltern auf Dauer an und über ihre Leistungsgrenze bringen. Insbesondere gilt dies für die Situationen, wenn das Kind auf Grund seiner Erkrankung auch über akute Phasen hinaus im Elternbett schläft (und damit den elterlichen Schlaf stört) oder regelmäßig nachts aus seinem Kinderzimmer elterliche Unterstützung anfordert.

Das kannst du tun, wenn du bemerkst, dass sich bereits ungünstige nächtliche Verhaltensmuster bei euch etabliert haben, die eure Schlafqualität beeinträchtigen:

  • Die Veränderung soll nicht als Bestrafung oder Liebes-Entzug vom Kind verstanden werden, sondern soll positiv besetzt werden. Dabei darfst du deine eigenen Bedürfnisse klar kommunizieren. ("Jetzt bin ich immer so müde. In unseren eigenen Zimmern/in getrennten Betten schlafen wir ruhiger. Dann habe ich am nächsten Tag viel mehr Kraft, um mit dir zu spielen.")
  • Das "Ausquartieren" funktioniert am besten mit der Anknüpfung an besondere Ereignisse, wie der Rückkehr aus dem Urlaub, dem Eintritt in die Vorschule oder den Geburtstag ("Du bist jetzt schon groß.").
  • Auch ein besonderer Anreiz kann helfen (z. B. neues Bett, eine extra Gute-Nacht-Geschichte die es nur im eigenen Bett gibt, ein neuer Plüschfreund der nur im eigenen Bett schläft).
  • Dauerhaftes nächtliches Rufen kann durch Änderung der dem Kind gewohnten elterlichen Reaktion darauf geändert werden und ggf. nicht mehr attraktiv erscheinen. Z. B. kann statt des gewohnten erscheinenden Elternteils nur noch der andere kommen. Ebenfalls kann klar adressiert werden, dass bei Anforderungsrufen künftig nur einmal geschaut wird und wenn alles in Ordnung ist, die Eltern nicht erneut kommen werden. Kinder, die selbst ins Elternbett wandern, werden freundlich aber bestimmt ins eigene Bett zurückbegleitet.


Bedenke bitte, dass ihr als Eltern gemeinsam und entschlossen hinter allen euren Entscheidungen und gewünschten Veränderungen stehen müsst. Halbherzige, nicht konsequente Versuche werden scheitern. Mitunter wirst du viele, viele Wiederholungen durchstehen müssen, bis sich eingeübte Muster ändern. Schimpfe dann nicht über unerwünschte Verhaltensweisen deines Kindes, aber handle immer konsequent. Lobe ausgiebig erwünschtes Verhalten.


6 Neurodermitis Ursachen finden und ganzheitlich heilen

Obige Tipps bringen dir und deiner Familie hoffentlich eine Entlastung. Starker nächtlicher Juckreiz hat jedoch seine Ursachen und diese gilt es zu finden und ganzheitlich zu therapieren.

Dies gelingt dir individuell und ganz zielgerichtet über eine Neurodermitis-Beratung. Weitere Impulse zur Selbstheilung der Neurodermitis findest du in meinen weiteren Blogartikeln.


Deine Romy
nutrischlau Neurodermitis-Beratung

10.01.2025